04.10.2004, 19:27:28
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#16
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Gast
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Hmmm, hab mal in d.r.m. gestöbert:
Zitat:
Polo-Fahrer gruessen sich nie. Omega-Fahrer gruessen sich nie. Doch fahren
zwei Alfa-Romeo-Fahrer aneinander vorbei, heben sie auffallend laessig
einen Finger der linken Hand. Wer eine "Ente" faehrt, gruesst andere
Enten-Fahrer, indem er aufgeregt mit der Frischluftklappe wackelt. Selbst
LKW-Fahrer kleben sich manchmal eine hin und her pendelnde rote Plastikhand
an die Windschutzscheibe. Wer sich im Autoverkehr als exquisite Minderheit
empfindet, gruesse die Angehoerigen seiner exquisiten Minderheit. Die
hoechstentwickelte Grusskultur aber findet man unter Motorradfahrern. Die
Urspruenge des Motorradgrusses reichen etwa bis in die Steinzeit zurueck.
Motorradfahrer waren damals ausserordentlich rar. Es gab kaum befestigte
Strassen, und die Raeder waren noch aus Stein. Nur ganz harte Kerle vertrugen
die Strapazen des Motorradfahrens. Begegneten sich zwei dieser Kerle,
hielten sie an, zeigten einander die geoeffneten Haende, um zu demonstrieren,
dass sich kein Faustkeil darin verbarg. So wurde der Motorradgruss
erfunden.Unter aehnlich harten Bedingungen sind heute nur noch die
Winterfahrer unterwegs. Motorradfahrer sind entweder Winterfahrer oder
Weicheier.
Weicheier trifft man im April im Strassenverkehrsamt an, wo sie ihre ueber
Winter stillgelegten Maschinen wieder anmelden. Winterfahrer dagegen fahren
ganzjaehrig. Ihre Zahl ist klein. Treffen sich zwei Winterfahrer, ist die
Freude gross. Sie heben dann so freudig und ausgiebig die Haende, dass sie
vom Motorrad zu stuerzen drohen. Ab April gruessen Winterfahrer nicht mehr.
Winterfahrer gruessen keine Weicheier.
Das Motorradgruessen ist stark reglementiert und wird von Anfaengern zu Recht
als sehr kompliziert angesehen. Es ist umlagert von allerlei Ge- und
Verboten. Das bekanntest Verbot lautet: Gruesse nie, NIE, ein
Einspurfahrzeug, das weniger als 100 Kubikzentimeter Hubraum hat. So etwas
ist kein Motorrad! Wer fahrlaessig Motorroller, Mofas, Mokicks,
Kleinkraftraeder oder Leichtkraftraeder gruesst, verliert sein Gesicht und
insbesondere jegliche Selbstachtung. Da dem Anfaenger alles, was zwei Raeder
und einen Motor hat, von vorn betrachtet aehnlich vorkommt, bereitet dieses
Verbot ihn die groessten Schwierigkeiten. Ein Spezialfall: Oldtimer.
Oldtimer werden grundsaetzlich freudig und bewundernd gegruesst, unabhaengig
vom Hubraum. Oldtimer werden meist von technisch versierten aelteren Fahrern
gefahren, sogenannten "alten
Schraubern". Solchen wird Respekt gezollt. Trifft man alte Schrauber, wartet
man, ob sie gruessen. Von Fruehling bis Herbst gruessen viele nicht, weil sie
Winterfahrer sind. Weil das korrekte Gruessen so schwer ist, sollten Anfaenger
nie voreilig von sich aus gruessen. Ungeregelt und darum praktisch nicht
existent ist die Motorradgrusskultur auf der Autobahn. Nicht einmal
erfahrene Motorradfahrer koennen sagen, ob man entgegenkommende Motorraeder
ueber sechs Spuren und einen Gruenstreifen hinweg gruessen muss. Fahrtechnisch
problematisch wird das Gruessen beim Ueberholen. Die klassische Grusshand, die
linke, wird vom Ueberholten nicht gesehen. Gruesst man mit der Rechten und
nimmt dazu die Hand vom Gasgriff, bremst die Maschine ab - fatal beim
Ueberholen. Absurde Verrenkungen sind auf unseren Autobahnen zu beobachten,
wenn Motorradfahrer versuchen, mit der Linken vorn am Koerper vorbei nach
rechts zu gruessen. Uneingeweihte Autofahrer tippen auf Heuschrek-kenschwaerme
oder Unterarmkrampf. Der Autobahngruss ist eben gerade mal so jung wie die
Autobahn und kennt kaum Traditionslinien.
Zu Konflikten kommt es auch, wenn man den deutschen Grusskulturraum
verlaesst. So sind deutsche Motorradfahrer in Italien verwirrt und erbost,
weil dort partout nicht gegruesst wird. Nicht einmal ein alter Schrauber.
Die Erklaerung: Der "italienische Gruss" besteht in einem fuer unser Auge
nicht
wahrnehmbaren Zucken des linken kleinen Fingers. Solche Missverstaendnisse
fuehren zu dem Vorurteil, italienische Motorradfahrer seien unfreundlich und
arrogant. Ein Desiderat der Grusskulturforschung! In Deutschland gilt das
minimalistische "italienische" Gruessen als verpoent. Man verachtet das
furchtsame Festhalten am Lenker. Diese Haltung ist nicht unproblematisch
Wenn man beim Auto die Hand vom Lenkrad. nimmt, faehrt es geradeaus weiter.
Laesst der Motorradfahrer den Lenker los, faellt die Maschine ueber kurz
oder lang um. Besonders in Kurven. Ganz besonders beim sogenannten "Heizen",
dem enorm schnellen Fahren. Der "Heizergruss" in extremer Schraeglage (ein
Knie beruehrt den Asphalt) gilt als sehr riskantes Gruessen. Es wird allgemein
als Nachweis hoher Fahrkunst angesehen. Wer diese Kunst nicht beherrscht und
dennoch ausuebt, riskiert seinen letzten, den sogenannten "Goldenen Gruss".
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Steht nix über Quads...
Obelix
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