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Alt 29.04.2008, 22:21:32   #1
Saugwurmmensch
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Standard Kurzanleitung Ventilspielkontrolle (jetzt mit Bildern)

Zitat:
Zitat von Saugwurmmensch
Das Ventilspiel ist eine relativ wichtige Sache.
Hier mal ein kleiner Überblick, über die Ventilsteuerung bei der GS:

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Name:	Ventiltrieb.jpg
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ID:	3620
(Quelle: de.Wikipedia, Ralf Pfeifer)

Ventiltrieb mit Tassenstößel:
1. Nocken der Nockenwelle
2. Tassenstößel
3. Ventilfeder
4. Ventilschaft
5. Gaskanal zum Einlass (Frischgas) oder Auslass (Abgas)
6. Ventilteller, der den Brennraum (7) gegen den Ventilsitzring abdichtet
7. Brennraum

Die Kolben sind über die Pleuel mit der Kurbelwelle verbunden und drehen diese durch die Auf- und Abbewegung (getrieben von den Explosionen in den Brennkammern). Die Kurbelwelle ist über die Steuerkette mit den beiden Nocken (für Ein- und Auslassventile) verbunden. Die versetzten Nocken auf der Nockenwelle sorgen dann dafür, dass sich die Ventile zur richtigen Zeit öffnen und schließen um frisches Gemisch in den Zylinder zu lassen, verbranntes Gemisch heruaszulassen und im Augenblick der Explosion nicht unnötig viel Druck entweichen zu lassen.
An der Abbildung erkennt man die Vorgänge ganz gut.
Die Nocke dreht sich über den Shim, der als Einstellplättchen Oben in der "Tasse" liegt.
Der Tassenstößel wird heruntergedrückt und drückt auf den Ventilschaft und damit das Ventil in den Brennraum, sodass dort Gemisch einströmen bzw. Abgas herausströmen kann. Die Nocke dreht sich weiter und die Ventilfeder drückt den Tassenstößel wieder nach oben, das Ventil schließt sich.
Der Ventilteller arbeitet sich nun (gerade in den ersten paar tausend Kilometern) etwas weiter in den Ventilsitz. Dadurch kommt der Ventilschaft dichter richtung Tassenstößel und das Ventilspiel wird kleiner.
Das Ventilspiel ist der Platz zwischen Nockenwelle (wenn die Nocke selbst grad nicht auf den Shim drückt) und Shim. Dort muss ein gewisses Spiel vorhanden sein (bei der GS 0,03-0,08mm) um Wärmeausdehnungen zu kompensieren. Ist das Spiel zu groß, klappern die Ventile etwas stärker, das ist aber relativ unproblematisch.
Ist das Spiel aber zu klein, kann das Ventil nichtmehr richtig schließen.
Die Folge sind Kompressionsverluste und hohe thermische Belastungen, die zum Ausbrennen des Ventils führen können.
Durch unterschiedlich dicke Shims kann man nun das Spiel vergrößern oder verkleinern, da der Shim ja "nur" den Abstand zwischen Nockenwelle und Tassenstößel reguliert. Dünnerer Shim=größeres Spiel.

Zur Ventilspielkontrolle und Einstellen des Spiels:

Das Ventilspiel sollte alle 6000km kontrolliert werden.
Das ist in den ersten 20.000km eines Motorradlebens wichtiger, als bei höheren Laufleistungen (bei denen sich erfahrungsgemäß nichtmehr viel beim Ventilspiel tut). Das Ventilspiel wird bei der GS konstruktionsbedingt kleiner!

Für die Kontrolle braucht man bestenfalls (sofern keine Dichtungen gewechselt werden müssen) normales Werkzeug (13er Schlüssel, 19er Schlüssel, 6er Schlüssel, 10er Schlüssel, Kreuzschlitzschraubendreher, großen und kleinen Schlitzschraubendreher), einen kleinen Drehmomentschlüssel (die gehen bis ca 30 Nm), einen darauf passenden Inbusbit, Fühlerlehren für den Bereich von ca 0,03 bis ca 0,1 mm (ab 0,04 mm geht auch) und Flächendichtmasse.

Los gehts:
-Sitzbank runter, Heckverkleidung ab, die beiden hinteren Tankhalteschrauben raus, Tank hinten anheben, Holz zwischen Tank und Rahmen packen, mit einem langen Schlitzschraubendreher den Benzinhahn unterm Tank schließen (Schlitz quer), Benzinschläuche vom Benzinhahn abziehen (merken, welcher der Beiden wo hingehört), Tank nach hinten vom Rahmen ziehen.
-Zündgeberdeckel abschrauben (der kleine Deckel vorn rechts am Motor mit dem Suzukiemblem)
-Schlauch zwischen Gehäuseentlüftung und Airbox entfernen
-Gehäuseentlüftung abschrauben (4 Schrauben):
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Name:	Entlüftungsdeckel.JPG
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Name:	Entlüftungsdeckel2.JPG
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ID:	3939
-Ventildeckel ("Zylinderkopfhaube") abschrauben (6 Schrauben, 6er Inbus):
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Name:	ventildeckel.JPG
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ID:	3940
und vorsichtig abheben. Die Ventildeckeldichtung sollte am Ventildeckel hängen bleiben (denn dort ist sie mit Flächendichtung "eingeklebt"). Den Ventildeckel an Gas- und Kupplungszug vorbei richtung Airbox herausfädeln (der Chokezug ist leicht auszuhängen und dann nicht mehr im Weg, die Zündkerzenstecker sind auch schnell abgezogen).
Blick auf den Ventiltrieb:
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Name:	Vebtiltrieb.JPG
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-Der Ventildeckel hat ein Vorn und Hinten (sollte man beim Zusammenbau drauf achten)
-Die Kurbelwelle (19er Schlüsselweite unten hinterm Zündgeberdeckel (der kleine runde Deckel mit dem Suzukilogo rechts am Motor)) in Fahrtrichtung drehen, sodass die linke "Kerbe" der Pickupplastik und der Strich nach R T übereinstimmen:
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Name:	Zündrotor.JPG
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ID:	3942
Die Nockenwellen haben am rechten Ende je eine breite Kerbe. Wenn die Kerben zueinander zeigen, kann das Ventilspiel vom rechten Zylinder (Ein- und Auslassventil) und vom linken Zylinder (nur Einlassventil) gemessen werden. (das Drehen geht einfacher, wenn man vorher die Zündkerzen herausschraubt)
Nockenwellenkerbe:
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Name:	Nockenstellung.JPG
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ID:	3943
-Das Ventilspiel sollte zwischen 0,03 und 0,08mm liegen (am Auslassventil eher Richtung Maximum). Die Nocken der zu messenden Ventile zeigen jetzt entweder gerade nach oben oder im 90° Winkel dazu. Zum Messen ein passendes Fühlerlehrenblatt zwischen Nocke und Ventilshim schieben (zB 0,05mm). Wenn das nicht passt, nach und nach dünnere Blätter nehmen, bis klar ist, wieviel Spiel das entsprechende Ventil hat. Wenn das 0,05er Blatt passt, auch die Abstufungen nach oben probieren.
Für das Auslassventil vom linken Zylinder (vorn links) muss die Kurbelwelle nochmal 360° gedreht werden (Kerben der Nocken zeigen dann voneinander weg).
-Sollte das Ventilspiel irgendwo kleiner, knapp an der Untergrenze oder deutlich größer als die 0,03-0,08mm sein, muss dort der Ventilshim getauscht werden. (Faustregel: lieber etwas mehr als zu wenig, denn was klappert geht nicht fest. Also bei Erreichen der unteren Grenze trotzdem Shim tauschen).
-Jetzt ist wichtig, einen sauberen Lappen in den Freiraum zwischen den Zylindern zu stopfen, damit dort nichts hereinfallen kann!
-Den Shim auszubauen ist etwas fummelig. Mit dem Tassenstößelniederhalter/Ventilaushebe-werkzeug (gibt es zB bei Louis.de für 12€) und etwas Übung geht das aber sehr gut. Großer Vorteil: Der Tasenstößel wird festgeklemmt und man hat beide Hände frei um den Shim herauszufummeln. Man muss das Werkzeug nur genau ansetzen, gerade und mit Nachdruck führen.
Man dreht also den Tassenstößel mit dem Finger so, dass die breite Kerbe nach vorn (Einlassventil) oder nach hinten (Auslassventil) zeigt. Die Richtungsangaben sind in Fahrtrichtung und es kann nur der Shim getauscht werden, bei dem die Nockenwellenposition das zulässt (selbe Position wie zum Ventilspielmessen (siehe oben))

Hat man kein Spezialwerkzeug zur Hand, kann man sich mit einem großen Schraubendreher behelfen:
Jetzt nimmt man sich den großen Schlitzschraubendreher und drückt auf der schlechter zugänglichen Seite den Tassenstößel kraftig (!) herunter (nur den äußeren Ring, da die innere Scheibe der Shim ist, der heraus soll). Mit einem kleinen Schraubendreher kann man den Shim an der nach vorn gedrehten kerbe heraushebeln und mit einer Pinzette oder einem kräftigen Magnetheber herausziehen. Der Druck auf den Tassenstößelrand kann jetzt aufhören.
-Auf der Unterseite des Shims ist seine Stärke aufgedruckt (zB 260, das heißt 2,60mm). Je nach dem was die Ventilspielkontrolle gebracht hat, ist der zu tauschende Shim entsprechend zu wählen. Wenn das Spiel zB nur knapp 0,03mm war, muss der 260er Shim gegen einen 255er Shim getauscht werden. Die Shims gibt es nur in 0,05mm Abstufungen.
-Die Stärke der Shims muss man mit einer Mikrometerschraube/Bügelmessschraube kontrolliert werden, da der Shim auch einem Verschleiß unterliegt.
Die neuen Shims bekommt man bei Suzuki (ca 11€/Stück) oder zB Grobmotorik.org (7€/Stück + Porto). Manche Händler bieten an, die Shims gegen ein Entgelt zu tauschen. Wenn man mehrere unterschiedliche Ventilspiele hat, kann man mit etwas Glück die Shims auch untereinander tauschen.
Die Kurbelwelle NIEMALS mit fehlendem Shim drehen! Die Nocke schrappt sonst den Rand des Tassenstößels kaputt und kleine Späne können große Probleme machen.
-Um den neuen (in diesem Beispiel dünneren) Shim einzubauen, drückt man den Tassenstößel wieder ein Stück herunter und steckt den Shim (Zahl nach unten) in den Tassenstößel. Nun dreht man an der Kurbelwelle ein paar Runden durch damit sich der Shim setzen kann und misst dann erneut das Ventilspiel. In unserem Beispiel sollte es jetzt von 0,03 auf 0,08 gestiegen sein.
So verfährt man mit allen Ventilen, an denen das Spiel nicht stimmt (die 2 Ventile des rechten Zylinder und das Einlassventil des linken Zylinders können quasi gleichzeitig gemacht werden).
-Wenn jetzt alles passt nimmt man den Lappen wieder aus dem Motor.
-Wenn die Ventildeckeldichtung noch gut war, muss diese nicht getauscht werden.
Wenn sich die Ventildeckeldichtung vom Ventildeckel gelöst hat, kommt etwas Flächendichtmasse (zB Hylomar) in die Nut im Ventildeckel.
Die Halbmonde der Dichtung werden (in Richtung Dichtfläche) auch mit etwas Dichtmasse bestrichen:
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Name:	Flächendichtung.JPG
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Jetzt fädelt man den Ventildeckel samt Dichtung wieder zwischen Rahmen und Motor in Position (darauf achten, wo vorn und hinten ist (sieht man leicht, da eine Seite (hinten) kürzer ist) und setzt ihn vorsichtig auf. Nun schön drauf achten, dass die Dichtung oben in der Nut sitzt und die Halbmonde in den Aussparungen vor den Nockenwellen sitzen.
-Die kleinen O-Ringe unter den 4 Ventildeckelschrauben sollten gewechselt werden, sind aber oft mehrfach verwendbar.
Die 6 Ventildeckelschrauben von Hand über Kreuz nach und nach reindrehen und dann mit einem Drehmomentschlüssel (!) mit ca 12Nm anziehen.
Dabei wirklich vorsichtig sein, da die Gewinde gern nachgeben, wenn man´s übertreibt.
-Jetzt den Gehäuseentlüftungsdeckel aufsetzen und anschrauben (der Metallschwamm kommt in die Hälfte mit dem "Abfluss"), den Chokezug wieder einhängen, den Entlüftungsschlauch anbringen und den Tank wieder auf den Rahmen schieben. Benzinschläuche anschließen, Benzinhahn öffnen (Schlitz senkrecht) (Tanküberlaufschlauch nicht vergessen und darauf achten, dass kein Schlauch arg geknickt ist), Tank kräftig nach vorn schieben und mit den seitlichen Halteschrauben befestigen.
Heckverkleidung ran, Zündkerzenstecker auf die Zündkerzen stecken, Zündgeberdeckel dran, Sitzbank drauf und fertig!

Die Kontrolle selbst ist eine Sache von 30 Minuten. Wenn Shims getauscht werden müssen, kann das schnell 2 Tage dauern, falls der Suzukihändler nicht aus dem Tee kommt.

Maximale Erfolge!



Wenn ich was vergessen/vertauscht habe, bitte PN an mich!
__________________
Wer hat noch keinen Organspendeausweis ?

Warning: may contain Verballhornung.
Suzuki - ride the wings of stain !

Geändert von Saugwurmmensch (22.04.2014 um 14:06:57 Uhr)
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