Verkleidung Kunststofftyp/Reparatur

[AmigaHarry]

Neue Verkleidungsteile sind kaum mehr zu bekommen und gebrauchte sind oft auch nicht gerade in bestem Zustand. Eine Reparatur ist daher mangels Ersatzteil und/oder Kosten vielleicht notwendig. Bleibt dann ggf. sowieso noch das Problem der Aufkleber, die man kaum noch kriegt, und wenn, meist nur zu Apothekerpreisen. Notfalls könnte man sie auch schon billiger selber drucken lassen.

Kunststofftype der Verkleidungsteile:

Die Verkleidungsteile der GS500(F) bestehen aus ABS/PA 20GF. Das heist es ist ein Copolymer aus Acrylnitrilbutatdienstyrol (ABS) und Polyamid (PA 6.6) und einem Glasfasergehalt von 20%. Das sind natürlich keine Fasermatten, wie man es vom "Polyestern" her kennt, sondern nur ~0,3 mm lange Fasern. Die Teile werden ja im Spritzguss hergestellt - da würden längere Faser brechen.

Ob an den älteren GS ebenfalls dieses Material eingesetzt wurde muss man prüfen. Ich vermute aber auf jeden Fall ab der letzten Revision mit dem neuen Tank. An den Kunststoffteilen müsste sich auf der Innenseite irgendwo die Materialbezeichnung finden (z.B. >ABS<, etc.). Vielleicht kann das ja ein Besitzer einer älteren GS einmal erkunden und hier ergänzen.

Ein bischen Hintergrundwissen zum Kleben:

Durch den hochpolaren Anteil des ABS (auch PA 6.6 ist durch seine Amidgruppe etwas polar) ist es möglich, diese Kunststoffe mittels ebenfalls hochpolarer Kleber zu kleben. Unter "polar" versteht man hier (vereinfacht) Moleküle mit ausgeprägtem elektrisch dipolarem Verhalten (sie haben einen positiv und negativ geladenen Teil) - damit ziehen sie sich mit Klebermolekülen, die ebenfalls dipolar sein müssen, elektrisch an.

Kleber:

Damit sind Cyanacrylatkleber (und auch alle anderen hochpolaren Kleber) ideal zum Kleben der Verkleidungsteile an der GS.

Auf Grund des PA-Anteils werden rein lösungsmittelbasierte Kleber nicht zum gewünschten Erfolg führen. PA löst sich in gängigen Lösungsmittel kaum bzw. nur sehr eingeschränkt. Ketonbasierte Kleber (Aceton, etc.) bewirken daher nur wenig, da sie nur am ABS-Anteil angreifen können.
Polyesterharz aufzutragen wird ebenfalls keine dauerhafte Lösung sein (ausser man findet einen guten Haftvermittler für ABS/PA). Es kann aber in Verbindung mit einem dünnen Glasroving (oder normaler Matte) trotzdem zur Stabilisierung beitragen (besser ist aber nachfolgend beschriebene Methode mit Platte).

Wie kleben?

Das man die Anwendungsvorschriften auf den Kleberverpackung befolgt, setze ich voraus.

Ist z.B. ein Riss zu beheben, empfiehlt sich nicht nur den Riss selbst zu kleben, sondern zusätzlich auf der Hinterseite zur Verstärkung eine dünne Kunststoffolie (ca. 1mm dick) mit dem Cyanacrylatkleber aufzukleben. Das hält dann erfahrungsgemäß recht gut.

Sind größere Bereiche (z.B. nach einem "Ausrutscher") zu reparieren, kann man genauso eine Verstärkung hinten aufkleben (aber dann dicker: 3-4mm und ggf. mit Heißluft an Wölbung anpassen). Die Vorderseite kann man dann verspachteln und lackieren. Man sollte aber vorher austesten, ob die Spachtelmasse auch auf der Verstärkungsplatte hält. Möglicherweise brauchts da vorher noch einen Haftvermittler für das Material der Verstärkungsplatte.

Achtung bei Material für Folie/Verstärkungsplatte:
Polyolefine wie PP,PE, etc. sind nicht geeignet, da unpolar.
Hingegen sind PVC, PC, ABS, SAN geeignet. Bei PC ist zu bedenken, das manche Reinigungsmittel zu Spannungsrissen führen können - in dem Fall würde es dann heissen müssen: "An meine Maschine lasse ich nur Wasser und CD (Seife)" (falls wer noch diese alte Werbung kennt)

Hängt die Verkleidung überhaupt nur mehr in Fetzen herunter, wird auch der beste Puzzlespieler und "Klebemeister" nichts mehr zusammenbringen - dann braucht man eine neue.