Schlechtes Fahrverhalten

[Timbo]

Hi,

meine Freundin meckert über schlechtes Fahrverhalten ihrer GS, ich kanns leider bestätigen.
Beim Geradeausfahren neigt sie dazu, einfach nach links oder rechts zu fahren.

Ich weiß nicht ob es verständlich ist, es fühlt sich einfach an, als wäre der Schwerpunkt irgendwo überm Kopf, sehr kippelig.

Dazu muss man sagen, dass der Vorbesitzer einen anderen Lenker verbaut hat.

Die Originalstummel sind demontiert und dafür mittig, wohl von ner 600er Bandit, der Lenker verbaut.

Sieht aber alles ganz gut aus, der TÜV Mann hatte auch keinerlei Einwände, Fahrwerkskomponenten sind alle knackig, Reifen gut.

Kann jemand dieses kippelige und unruhige Fahrverhalten bestätigen, ist das vielleicht einfach so? Demnächst kommen erstmal die Originalstummel zum Testen dran, aber ob's das so raushaut?

Grüße

[gsmattis]

Wie sieht das Lenkkopflager aus?

Die GS auf den Hauptständer stellen, das Heck belasten und den Lenker langsam von links nach rechts schwenken. Sind Rastpunkte zu spüren, muss es neu.

Da es ja immer nur um einen gewissen Schwenkbereich dreht arbeiten sich die Kegelrollen in die Lagerschalen ein. Dann "hängt" das Frontend quasi an dem Punkt fest und es braucht eine höhere Kraft, um den Lenker zu bewegen. So ist oft kein vernünftiges Geradeausfahren möglich.

[Saugwurmmensch]

Kann auch gut sein, dass das LKL OK ist aber zu stramm angezogen ist.
Dann induziert der Fahrer die Pendelbewegung.
Zu lockeres Lager macht auch schlechte Performance.
Dazu wie oben beschrieben die Front entlasten und dann unten an den Gabelholmen vor und zurück wackeln.
Da darf kein Spiel zu spüren sein.
Im Zweifelsfall beim Wackeln mit dem Finger direkt an die Lenkkopflager packen, dann spürt man Spiel auch (is dann aber ein Zweimannjob).

[Timbo]

Danke, Spiel ist soweit eigentlich keins vorhanden, unser TÜV'ler hat selbige Prozedur heute erst durchgeführt, der hat schon nen bissl Ahnung der gute Mann.

Anzugsmoment ist schon mal ein guter Anhaltspunkt, werde mir die Gabel mal genauer ansehen.
Ob das denn aber so viel ausmacht?

Grüße

[gsmattis]

Manchmal hat eine kleine Ursache eine große Wirkung.

Wie war denn die bisherige Pflege des Lenkkopflagers? Man soll da spätestens alle 2 Jahre nach gucken. Das Fett bekommt iwann die Konsistenz von “Butter out of the fridge.“

[Timbo]

Habs grad noch mal auf Biegen und Brechen mit Muskelkraft bearbeitet, kein Spiel in keine Richtung.
Kann das denn so große Auswirkungen haben, wenn es zu fest angezogen ist?

Pflege? bestimmt keine Große, mal sehen ob ich mir das antun möchte, es mal zu zerlegen Viel Arbeit?

Grüße

[gsmattis]

Gerade wenn es zu fest ist, kann es sich in die Lagerschalen einarbeiten.
Dazu muss die Gabel raus und die oberen Gabelbrücken los. Da ist ne Schraube auf der Gabelbrücke und darunter eine, für die man nen Hakenschlüssel braucht.

[Saugwurmmensch]

Löse doch erstmal die Lenkkopfschraube (die bekommt hinterher wieder ca 50 Nm) und dann die Kronenmutter, die das Lager auf Press hält ein wenig.
Dann wirst du doch sehen, ob es sich besser fährt (vorher natürlich nach dem Anziehen der Schraube wieder checken, ob du Spiel an den Holmen hast. Dann ist es zu locker.).
Dafür gibt es auch kein Drehmoment, das muss man einfach auf das gute Mittelmaß einstellen.
Kleine Korrekturen kann man mit Hammer + Meißel dann auch ohne Lösen der Schraube machen.

Ein zu straffes LKL führt zu Pendeln!

[Pedi]

Mein LKL war total verrostet und fest. Chris hat gemeint, dass da nie Fett dran war. Ich hatte zum Schluss echt Angst zu fahren, weil sie nicht mehr dahin ging wo ich wollte. Nach dem Tausch, hier mal ganz lieben Dank an Chris für die Sonderschicht, war alles wieder gut und ich konnte noch viele Km fahren.

[Timbo]

Werde dann mal die Lenkkopfschaftschraube lockern, die Nutmutter lockern und wieder anziehen bis kein Spiel mehr, Lenker aber noch freigaengig und dann die Schraube mit 35 bis 55Nm wieder anziehen, das sagt mein Handbuch dazu

[gsmattis]

Als ich nach meinem Unfall das neue LKL drinne hatte, dachte ich, ich hätte ein neues Mopped. In Kurven musste ich viel weniger Arbeiten, um das Schiff ums Eck zu bekommen. Die Konsistens des Fetts im alten Lager war wie Butter ausm Kühlschrank und die Laufflächen angerostet.

[Timbo]

Hey mattis, du kommst ja aus Extertal, gar nicht so weit von uns, da kann man sich bestimmt mal auf ne Runde treffen

Erstmal kommen die Stummellenker wieder dran, dieses zwar nicht schlechte Konstrukt ist aber leider nicht zugelassen, irgend nen Bandit-Lenker.
Und dann mal die Drehmomente kontrollieren.
Das Ganze mal neu fetten und checken würde ich auch gerne, ich weiß nur nicht, ob ich mir den Aufwand antun möchte.
Sie kann sie zwar gut handeln, aber weint immernoch ihrer Brunhilde hinterher.

Allerdings möchte ich meiner Freundin auch den Spaß am Motorradfahren erhalten, das ist momentan etwas wackelig

Wenn die GS dann erstmal gut läuft und ordentlich aufgehübscht wurde, ändert sich das hoffentlich.

Grüße

[gsmattis]

Wo kommst du denn her? Füll doch mal dein Profil aus

Nunja, mit ner Runde drehen ist das immer schwierig, Haus, Kind etc.

Die Drehmomente wo checken? Generell an den Schrauben oder speziell?

Der Aufwand steht mMn in keinem Verhältnis zur gewonnenen Agilität, wenn dein LKL schon etwas länger verbaut ist.

[DonArcturus]

Hi Timbo, nur kurz erklärt, was ein zu fest angezogener Lenkkopf verursacht:

Wenn ein Motorrad in eine Schräglage kommt, versucht es (bei ausreichender Geschwindigkeit natürlich) immer, bei Schräglage eine Kurve zu fahren und sich automatisch aufzurichten. Grund dafür sind die Kreiselkräfte und der Nachlauf. Das ist auch der Grund, warum du, um nach links zu fahren, eigentlich nach rechts lenkst (klingt komisch, ist aber so ). Du setzt einen Impuls, das Motorrad fährt dann von selbst.
Wenn der Lenkkopf fest sitzt (auch ohne einzurasten), dann erzeugt die Schwergängigkeit des Lenkers immer einen kleinen Lenkimpuls, was dazu führt, dass das Bike immer eine Kurve fahren will. Ähnlich ist es auch mit einem Einrastpunkt: Das Bike kommt in Schräglage, kann aber keine Kurve fahren, weil der Lenker auf Geradeaus eingerastet ist.

[berndy]

Da ja jetzt schon viel über zu straffe Lenkkopflager geschrieben wurde, richte ich meinen Blick einmal auf etwas anderes.

Außerdem hat ja der TÜV-Prüfer da schon nachgeguckt und nichts festgestellt. Ich gehe mal davon aus, dass der sein Handwerk versteht. Solche gibts ja auch noch.

Wenn man von einem Motorrad auf ein anderes umsteigt, ist das Fahrverhalten erstmal etwas anders.

Die CB 600 meines Sohnes vermittelt mir immer den Eindruck, als wolle sie in eine Kurve fallen, das bin ich von meiner GS nicht gewohnt. Meine LS geht stur geradeaus und will, verglichen mit der GS, schon etwas energischer in die Kurve gezwungen werden, dabei setzt sie auch sehr früh auf.

Ich weiß ja jetzt nicht, was die Freundin vorher gefahren ist, ich könnte mir aber denken, dass die GS gegenüber einem Chopper deutlich wendiger vll. auch kippeliger erscheint.

Außerdem spielen die Reifen und eine Höher- oder Tieferlegung eine Rolle. Auch eine zu hohe Federvorspannung am Heck oder ausgenudelte Federn vorne können nachteilig sein.

Wenn man dann schon länger kein Motorrad gefahren ist, fühlt man sich anfänglich auch etwas unsicherer.

Ich will damit eigentlich nur zu Bedenken geben, dass es noch andere Ursachen geben kann. Es kann auch sein, dass mit der GS alles in Ordnung ist und es sich einfach nur um ein schlechtes Gefühl handelt.

Nachgucken muss man natürlich trotzdem.

[Timbo]

@berndy:
Vorher ist sie eine XJ 600 gefahren.
Du schreibst ja selber, dass deine GS absolut ruhig liegt, Fahrwerksteile sollten original sein, Reifen sind ok.
Ist ja nicht so, dass es einfach nur ein neues Motorrad ist und sie sagt, "Schatzi, das fährt blöd".

Ich habe das Ding selbst 100km überführt und bin auch so einige Male zu Testzwecken gefahren, ist also nicht so, dass es einfach ungewohnt oder anders ist, das sollte einfach nicht so sein, erst recht, wenn hier andere sagen, dass ihre GS ruhig läuft, auch wenn das natürlich subjektiv ist.

Es ist definitiv nicht in Ordnung, wenn man entspannt fährt, also Hände ganz locker hält und einfach nur geradeaus rauschen möchte, das Motorrad jedoch von alleine nach rechts und links pendelt.

Grüße

[Rocky]

wenn du Rad- Schwingen- Lenkkopf- und Umlenkungslager ausschließen kannst , kommen noch Radflucht , Unwucht und korrekte Reifenmontage in Frage

[berndy]

@Timbo Ja, das ist nicht normal.

http://www.fahrtipps.de/motorrad/pendeln-flattern.php

[Timbo]

So, vorhin mal Lenkkopflager gelöst und nach Handbuch ordentlich zusammen gebaut.
So vom Gefühl her, würde ich mal sagen, dass es schon ganz gut ist.
Der Lenker geht auch viel leichter hin und her, auch wenn es vorher nicht schwer war.

Bin aber leider nur eine kurze Strecke mit Sozius gefahren und die zwar geteerte aber unebene Feldstraße gefahren.
Beides war angemessen gut, aber noch mal richtig alleine fahren und vor Allem die Dame urteilen lassen
Die Stummellenker sind jetzt auch wieder dran, getestet aber mit beiden Lenkern.

Werde dann die Tage mal abschließend berichten, sofern es einen Abschluss gibt.

Grüße